Sunday, 22 April 2012

War das schon alles?

Auch der Monat April scheint sich entschlossen zu haben, sich nicht all zu viel Zeit zu lassen. Stattdessen fliegen die Tage hier nur so vorbei und ein Gedanke drängt sich immer mehr in den Vordergrund:
Nicht mal mehr 1 Monat und meine Zeit an der Kodi School ist endgültig vorbei. Wie ist das möglich?
War nicht gestern noch mein erster Arbeitstag, habe ich nicht vorgestern erst meine Wohnung fertig eingerichtet?
Soo viele Dinge, die ich noch gern erleben möchte, so viele Projekte, die ich noch gern in Angriff nehmen würde. 
Was bleibt ist ein Gefühl von Rastlosigkeit, wie ich es nur zu gut von mir kenne. Langeweile kam also in letzter Zeit keine auf. Vielmehr galt es, bei den vielen Aufgaben nicht den Überblick zu verlieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 
Auch musste ich mir eingestehen, dass ein Jahr doch nicht genug ist, um all die Ideen zu verwirklichen, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte. 

Nun aber erst einmal zum April


... Was bisher geschah...

Break Dance mit
EachOneTeachOne

AUROVILLE. Der Monat brachte mich bereits am Anfang zum Schwitzen und - nein, dies ist keineswegs negativ gemeint. Vielmehr lag dies daran, dass ich mich entschlossen hatte, meine 4 freien Tage bei Tim an der Ostküste in Auroville zu verbringen. Tim hatte nämlich zum 2. Semester sein Projekt gewechselt und ich wollte unbedingt sehen, wie es ihm in seiner neuen Arbeitsstelle erging.
Auroville Beach
Also auf nach Auroville, einem Ort, der wohl zusammen mit Goa zu den sonderbarsten und am wengisten indischen Orte des Subkontinentes gehört. Vielmehr ist diese Region ein Magnet für kreative Köpfe aus aller Welt, die versuchen, im Einklang mit der Natur zu leben und auf unnötigen Luxus zu verzichten.
Dort angekommen lernte ich witzigerweise eine deutsche Break Dance Group kennen, die im Rahmen eines sozialen Projektes jungen Tamilen die Basics des Break Dances beizubringen versuchte. Wir hatten einen unglaublichen Spaß zusammen, auch mein 20. Geburtstag wurde angemessen gefeiert.

KODI OPEN. In Kodi wartete bereits ein anderes Highlight: Das Kodi Open Fußball-turnier. Die Teilnehmer wurden zuvor in einer Qualifikationsphase ermittelt und unser Lehrer-Team hatte es tatsächlich ins Turnier geschafft.Was folgte, waren 2 spannende Tage, an derem Ende sich, so überrascht jeder auch war, das Lehrer-Team und KFC, unser bestes Schüler-Team gegenüberstanden. Das Spiel gewann dann doch ziemlich deutlich das KFC-Team.
Das Lehrerteam

 PLASTIC SURGERY CAMP 2012. Definitiv eines meiner Highlights in diesem Jahr. Einmal im Jahr veranstaltet das PASAM-TRUST Krankenhaus in Kodi, in dem ich arbeite, ein Camp, in dem ca. 100 Brandverletzungsopfer aus ganz Indien um sonst operiert werden. Dazu kommt jedes Mal ein Spezialisten-Team aus Deutschland. 
Bereits am Anfang des Jahres konnte ich es kaum abwarten, daran teilnehmen zu dürfen. Dies stellte sich dann letztendlich als doch eher schwierig heraus: 3 Mal musste ich kommen, bis ich endlich in den OP-Saal durfte, aber das warten hatte sich gelohnt - bei 5 OPs durfte ich zuschauen und sogar ein wenig assistieren. Es war super spannend und eine riesen Erfahrung für mich, die mich auch bezüglich meiner Zukunftspläne ein ganzes Stück voran gebracht hat.


POONDI PROJEKT. Damit ist der April aber lange noch nicht rum. Es gab noch mehrere Projekte - eines davon war das Poondi Toiletten Projekt, welches als Pionierprojekt fungieren soll. Was genau das nun ist? - Hygiene ist fast überall in Indien ein wichtiges Thema und es gibt wohl kaum einen Bereich, in dem noch so viel Handlungsbedarf besteht. So auch in Poondi, einem kleinen Dorf, welches sich ca. 40km von Kodi entfernt tief in die Berge zurückgezogen hat. Die hygienischen Verhältnisse dort sind katastrophal. Besonders in der kleinen Dorfschule wird dies sichtbar:
Der Hochzeitssaal nach unserer
Aufräumaktion

Waschbecken ohne Wasser, "Toilettenhäuser" ohne Abfluss, eine Hochzeitshalle, in der alles mögliche verrichtet wird - schon lange aber keine Hochzeiten mehr.
Alle vereint: das Aufräumteam
Handlungsbedarf? - Auf jeden Fall. Das dachten sich auch einige engagierte Schüler, die sich deshalb, begleitet von Varghese und mir, eines Samstags aufgemacht haben, um dieses Problem in Angriff zu nehmen. Der Plan ist, einen richtigen Toilettenkomplex zu installieren, um den Dorfeinwohnern ein Beispiel zu geben, wie es auch anders funktionieren kann. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, da wir auch die Bewohner in die Arbeit mit einbinden wollen, um eine Nachhaltigkeit des Projektes zu garantieren. Also haben wir erst einmal damit begonnen, den Hochzeitssaal freizuräumen, was uns echt einen ganzen Tag gekostet hat. Dabei wurden wir tatkräftig von den Schülern vor Ort unterstützt. Dies ist gerade deshalb so wichtig, weil so eher garantiert ist, dass wir die Halle beim nächsten Mal noch im gleichen, sauberen Zustand wieder vorfinden werden. Oder anders ausgedrückt:
Willst du mit deinem Projekt etwas verändern, dann lass die Menschen teil deines Projektes werden!

Noch mehr Fußball. Seit einiger Zeit organisiere ich einmal die Woche ein Fußballtraining mit 2 Waisenhaus teams und meinen 6., 7. und 8. Klässlern, d.h., ich und ca. 30 unausgelastete Energiebündel. Chaos vorprogrammiert? Manchmal schon, aber auch unglaublich viel Spaß für die Kids und mich, wenn ich mal wieder mit auf dem Feld stehe. Höhepunkt des ganzen war ein kleines Turnier. Während die Jungs auf dem Platz um den Ball kämpften, sorgten die Mädels für das leibliche Wohl. Alles lief super und jeder hatte seinen Spaß. Hach, manchmal machen mich meine Kleinen doch echt stolz...
  
kleine Verschnaufpause



DIE PROFIKÖCHE. Kochen mit meinen 8. Klässlern stand auch noch auf dem Programm, wobei wir noch 4 unerwartete Besucher bekamen, die aber leider draußen bleiben mussten.  

Bison im Kleinformat
Die Küche - immer offen -
für jeden
DER FUßBALLPLATZ. Wenn es ein Projekt geben würde, für das ich meinen Aufenthalt hier noch verlängern würde, dann das.
Nach langem Warten aufgrund von Streitigkeiten um das Eigentumsrecht konnten wir gestern endlich damit anfangen, die große Grünfläche, die an das Tribal Orphanage angrenzt, umzugestalten. Der Plan: Was bisher eine hügelige Fläche war, die zudem als Müllhalde diente, soll begradigt werden und für Fußball, Volleyball und Cricket dienen. Ein durchaus ehrgeiziges Ziel, das wahrscheinlich erst nächstes Semester verwirklicht werden kann. Trotzdem bin ich froh, dass wir gestern bereits anfangen konnten. 
Zusammen mit 20 9. Klässlern und außerdem unglaublicher Unterstützung von meinen Tribal Jungs und Mädels konnten wir bereits große Fortschritte erzielen. Der Müll wurde größtenteils entfernt und es konnten bereits einige Hügel abgetragen werden. (Fotos folgen noch.) Wie wichtig dieses Projekt ist, konnten wir an den Reaktionen der Kids sehen, als wir ihnen erzählten, was wir mit der Fläche vorhatten - an helfenden Händen mangelte es gestern auf jeden Fall nicht...

Thursday, 8 March 2012

Ein ganz normaler Tag

Inzwischen habe ich mich an der KIS super eingelebt - Routine ? Von wegen. Um euch mal einen kleinen Eindruck von meinem Leben hier in Kodi und seinen(un)normalen Tagen zu geben, beschreibe ich euch einfach mal, was mir gestern an einem eigentlich ganz normalen Schultag passiert ist...

Mittwoch, 07.03.12, 7.50am: Oha jetzt aber schnell zum Breakfast. Schnell ein paar Cornflakes runtergeschlungen und dann auch schon auf zum Ganga Campus, dem Schulgelaende der Middleschool.
 Dort ging es mit der 7. und 8. Klasse waehrend des SoEx Unterrichtes in die Schulkueche, um den Koechen beim Gemuese schneiden, Fisch panieren, French Fries machen, Abwaschen und Putzen zu helfen. Warum das Ganze? Im Rahmen unseres Semesterthemas "Me and my Community" moechte ich den Kids die Chance geben, die verschiedenen Berufe an der Schule kennenzulernen und daduch Wertschaetzung fuer die  unterschiedlichen Arbeiten zu erlangen.
Mit voller Sache dabei
Die Schueler sind naemlich meist so sehr mit ihrem eigenen Schulleben beschaeftigt, dass sie kaum mitbekommen, was um sie herum alles geschieht, damit der Schulorganismus reibungslos ablaufen kann. Deshalb waren die SoEx Schueler am selben Tag auch fuer die Essensausgabe beim Lunch verantwortlich, um ein komplettes Bild vom Kuechenpersonal zu bekommen und zu sehen, wie viel Essensreste uebrigbleiben. In der naechsten Klasse sollen sie dann darueber reflektieren. Davor musste ich dann noch schnell zum Main Campus eilen, um dort SoEx Unterricht fuer die 9. Klasse zu geben. Bisher alles noch ganz normal.



Nach dem Lunch habe ich zufaellig noch eine Deutsche, Sandra, kennengelernt, die auch gerade in Kodi volunteert und ich lud sie spontan in die Schule ein. Soweit haben wir es dann aber gar nicht mehr geschafft, denn... ploetzlich... Trommelgeraeusche. Schon zum 3. Mal seit gestern. Was das wohl war? Meine Neugier siegte und so ueberredete ich Sandra, den Geraeuschen hinterherzugehen bzw. rennen. Auf einmal fanden wir uns in einer bunten Masse von Frauen, die in wunderschoene Saris (traditionelles indisches Gewand) gekleidet waren und Koerbe auf den Koepfen transportierten und Maennern, die Feuerkruege und Trommeln mit sich trugen.
 Wie sich herausstellte, befanden Sandra und ich uns mitten in dem hinduistischen Feuerfestival, das dem Gott Shiva ueber 15 Tage gewidmet ist und an diesem Tag seinen kroenenden Abschluss fand. Wir schlossen uns also der Masse an und steuerten einen Tempel an, den wir dann nach hoeflicher Bitte um Erlaubnis auch betreten konnten. (Wir waren die einzigen Nicht-Hindus.)Was wir da auf dem Tempelgelaende sahen, war um ehrlich zu sein schon das Bizarrste, was ich je gesehen habe: Zuerst wurden in gelb gekleidete Frauen in einer Badestelle von Kopf bis Fuss mit gelber Farbe eingerieben, da Gelb die Farbe Shivas und des Feuers ist.
Ein Hindu trägt das
heilige Feuer

Danach wurden sie mit unzaehligen von Blumenketten geschmueckt und ich durfte der Schwester der Inderin Vaishnavi auch eine Kette umhaengen. Zum Glueck haben wir Vaishnavi kennengelernt, da sie ein wenig Englisch konnte und uns somit alles erklaeren konnte)Ploetzlich toenten von ueberall her Gesaenge und vor meinen eigenen Augen ist tatsaechlich eine Frau in eine Art Trance verfallen. Jetzt denkt ihr vielleicht, "jaa, sowas kenne ich auch aus dem Fernsehen", und ich kann euch sagen, ich haette sowas vorher auch nie fuer moeglich gehalten, aber diese Frau und noch einige andere waren zu diesem Zeitpunkt wirklich wie possessed. Ein unglaublicher Anblick! Was aber noch viel extremer war: Vor meinen Augen wurde einer Frau ein Messer durch den Mund gestochen - an sich schon strange.
Vaishnavi & Ich
Viel beeindruckender aber war, dass diese Frau keinerlei Anzeichen von Schmerz oder Angst gezeigt hat. Nicht einmal Blut war zu sehen. Das Festival soll laut Vaishnavi wohl gegen Schmerz im Allgemeinen sein. Ich war auf jeden Fall echt ueberwaeltigt.

Nach einiger Zeit machte sich der ganze Zug dann auf zu einem anderen Tempel und ich musste mich leider von Vaishnavi verabschieden, da ich wieder zurueck zur Schule musste.



Ich denke, dieses Erlebnis wird mir ewig im Gedaechtnis bleiben. Was davon zu halten ist, bleibt jedem selbst ueberlassen. Ich kann nur sagen,
dass ich noch nie eine Gemeinschaft gesehen habe, die mit solcher Begeisterung und Ueberzeugung ihren Glauben ausgelebt hat. Und wem das Ganze komisch erscheinen mag, der bedenke, es gibt immer zwei Blickwinkel: Mancher wuerde z.B. den Kopf schuetteln, wenn er sehen wuerde, wie wir Schweinefleisch essen oder nur an Weihnachten in die Kirche gehen.

Ramia beim Twister springen

Damit war mein Tag aber noch nicht zu Ende. 4.30pm: Insgesamt 11 Leute habe ich an diesem Tag zur Food Distribution gefahren. Es wurde Frisbee, Cricket und sogar das gute alte deutsche Twister gespielt, dass ich den Kids letzte Woche mitgebracht hatte. Danach ging es zurueck zur Schule zum Abendessen.
10.30pm: Gute Nacht schoene Welt!


auch meine students haben
ordentlich Spaß







Part 5

 Hampi - Bangalore

Die Biker-Crew:
Julie,Alex,Laila,Loic
Silvester vorbei - was nun? Erst einmal warten... Denn ab dem 1. Januar wollten alle nur noch raus aus Goa, sodass saemtliche Busse ausgebucht waren. Dies liess uns aber etwas Zeit, die weitere Route zu planen. Schmerzlich musste ich feststellen, dass meine Reisezeit sich langsam dem Ende zuneigte, da ich am 6. Januar auf einem Zwischenseminar in Bangalore erscheinen sollte.

Wir entschieden uns schliesslich, noch einen Abstecher nach Hampi zu machen - eine echt gute Entscheidung. Dieser Ort scheint wie von einer anderen Welt. Die Landschaft erinnert ein wenig an den Mars:
Die Umgebung scheint fast ausschliesslich aus Felsbrocken zu bestehen, die manchmal zu Bergen aufgetuermt sind. Dazwischen finden sich unzaehlige Palmen. Die Strassenraender sind von Reisfeldern gesaeumt. Hampi weiss, seine Besucher zu verzaubern.

 
In alter Tradition wurde auch hier jeder Tag mit einem spaeten und ausgedehnten Pancake-Fruehstueck gestartet.
Gestaerkt ging es dann entweder mit dem Motorrad oder Fahrrad auf in die Natur. Sogar einen kleinen Faehrservice gab es in Hampi, da der Ort durch einen Fluss zweigeteilt ist. Ein insgesamt echt bizarres Erlebnis.  


Schliesslich und endlich musste ich mich dann auch nach Bangalore aufmachen, um mein Zwischenseminar zu absolvieren. Das Seminar war sehr interessant, zumal es sich als einwoechiges Deutschentreffen offenbarte und somit einmal wieder ihre deutsche Seite ausleben konnten.

Waehrend dieser Woche stellte ich fest, dass ich mich schon unglaublich auf meine Rueckkehr nach Kodi freute, da ich meine Kollgen, Schueler und all die Kids, mit denen ich so viel Zeit verbringe, unglaublich vermisste. Ausserdem standen fuer das neue Semester viele Veraenderungen an: Wohnungswechsel, Unterrichten, der neue Volunteer, um nur Einiges zu nennen...
Ein kleiner Teil von mir hatte zugegebenermassen Angst, dass ich mit allem nicht so viel Glueck haben koennte. Im Grossen und Ganzen war ich aber echt zuversichtlich gestimmt und konnte meinen ersten Arbeitstag im neuen Tag kaum abwarten.

Jetzt sitze ich gerade hier in meinem Office und muss mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht an meine anfaenglichen Aengste denken: Meine neue Wohnung ist super, Unterrichten auch und der neue Volunteer Sanjay sowieso. Halleluja!




Blick vom Monkeytempel

Reisfelder in mitten einer
Felslandschaft

Sunday, 26 February 2012

Part 4



Goa

Finally- Goa. Die Touristenhochburg Indiens. Der Ort, wo Frauen im Bikini nicht fuer Aufsehen sorgen, sondern zum normalen Bild dazu gehören. Man könnte Goa auch als europäischen oder vielleicht doch eher russischen Ministaat innerhalb des Subkontinentes Indien bezeichnen. Was alles fuer Goa spricht: Schöne Strände, entspannte Leute und ziemlich viel Feierei.

Kein Wunder, dass wir (Laila, Julie und ich)uns dieses Fleckchen Glück für Silvester ausgesucht hatten. Irgendwie - wie genau, das weiß glaube ich so keiner mehr genau - sind wir dann im Norden Goas, in Anjuna gelandet und irgendwie haben wir es dann auch tatsächlich geschafft, eine günstiges Hotel mit super Lage zum Strand zu ergattern.
Julie und ich
Die nächsten Tage bestanden hauptsächlich aus ausgedehnten Breakfasts in der "German Bakery", langem Gammeln am Strand, schwimmen, Karten spielen und fanden ihr Ende jeweils in einer der vielen Strandbars. Kurz gesagt: Es wurde einfach nur die Seele baumeln gelassen. Einen Tag lang konnten Tim und ich dann tatsächlich doch noch mal unseren inneren Schweinehund überwinden. Also haben wir uns schnell ein Motorrad geschnappt und sind 50km Richtung Süden gefahren. Es war echt ein wunderschöner Tag, der für uns aber fast irgendwo in der Pampa geendet hätte, da unser Motorrad nicht so wollte, wie wir es gerne hätten. Ein Hoch auf die Hilfsbereitschaft der Inder. So konnten wir es dann noch bis vor Mitternacht nach Hause schaffen:)

Das Highlight war natürlich - wie auch sonst - Silvester. An dieser Stelle verzichte ich ausnahmsweise auf jegliche Details. Ich verrate nur eins: Es war unglaublich (anders) =)

Das war also meine verrückte Zeit in Goa. Ich werde sie und die Menschen, denen ich in Goa begegnet bin, ganz bestimmt nie vergessen...



Wednesday, 15 February 2012

Der Neue - Von Maaza und anderen Lastern

Auf dringende Wunsch hin schreibe ich jetzt mal eben ein paar Zeilen ueber meinen neunen Kollegen, Bro, Halb-WG-Mitbewohner und Volunteer: Sanjay Ram. (Mir wurden andernfalls schon schlimme Konsequenzen angedroht...) Tja, was soll ich da jetzt schreiben, ohne, dass ich nachher Angst haben muss, auf dem Weg von meiner Wohnung zum Office ueberfallen zu werden (50 Meter). Also lasse ich die negativen Sachen jetzt einfach erst mal weg und werde dies dann ausfuehrlich nachholen, sobald ich die Seite fuer ihn gesperrt habe.
Sanjay Ram
Sanjay ist Anfang des Semesters zu uns gestossen, um uns im Office zu unterstuetzen. Er hat also quasi die gleichen Aufgaben wie ich. Mr. Ram kommt aus der Schweiz und ist halb Inder. Da er zuvor aber noch nie in Indien war, wollte er unbedingt einmal hier leben, um mehr ueber seine Wurzeln zu erfahren. Und voila - there he is. Hier angekommen, stellte er aber fest, dass Kodi-School und gerade auch unser Office anders sind, als erwartet. Spontanitaet und Kreativitaet sind durchaus gefordert. Kein Problem jedoch fuer Sanjay: Mal ueberrascht er uns als Mr. Magic-Karten-Tricks und so kann es passieren, dass man am Tag schon mal fuer unzaehlige Tricks als Vorfuehrobjekt herhalten muss, was dann meistens ich bin. Manchmal verwandelt sich unser Office auch in eine HipHop-stage. Eins steht auf jeden Fall fest: Seit Sanjay hier ist, vergeht nicht ein Tag, ohne dass ich nicht mind. einmal herzlich lachen muss. Dies hat uns schon die ein oder andere Beschwerde eingebracht, da Leute bereits fragen, ob wir seit Neustem ein Belustigungsverein sind. (Allerdings sind dies auch nur die Leute ohne Humor). Der Rest hier weiss Sanjays lockere und lustige Art sehr zu schaetzen. Besonders im Office geht es nun um Einiges entspannter zu. Ich bin also echt froh, ihn hier zu haben. Besonders, weil wir beide echt gut ueber alles moegliche diskutieren koennen. Wenn Sanjay und ich nicht gerade wieder ein Thema haben, ueber das wir uns dann ewig unterhalten (sein Lieblingsthema sind mit Abstand die "Illuminati", aeehm ja, soweit so gut) dann geht er seinen vielen Verpflichtungen hier nach: Da seine Muttersprache Franzoesisch ist, kann er den Kids hier beim Erlernen der Sprache helfen. Ausserdem ist er am Jahrbuch beteiligt und macht Fotos fuer dieses (bin unglaublich neidisch auf seine Kamera) und hilft dann noch bei Projekten mit.
Sanjay, Daniela, me during
Youthrise Activity
Sanjay's Lieblingsgetraenk ist mit Abstand Maaza (Mangojuice), was ihm schon den ein oder anderen Namen eingebracht hat;) Auch die Kette CoffeeDay hat es mitlerweile geschafft, ihn abhaengig von ihrem Icetea zu machen. Wahrscheinlich geht deshalb also die Haelfte seines Gehalts fuer seine beiden wichtigsten Lebenselixiere drauf. Was solls, jedem die seinen Laster. Meins ist mit Sicherheit indischer Kaffee (Milch, KEIN Wasser, 1 Tonne Zucker und Kaffeepulver).

Monday, 13 February 2012

Part 3


Jaisalmer - Jodhpur - Udaipur - Bombay

Carina, ich, Laila
Endlich: Rajasthan. Schon nach dem ersten Augenblick in diesem Bundesstaat im Westen Indiens wird mir wieder einmal bewusst. Indien ist nicht bloss EIN Land, sondern vielmehr eine Zusammensetzung aus vielen, unterschiedlichen Laendern. Man koennte Indien fast schon mit Europa vergleichen, so unterschiedlich sind die verschiedenen Gebiete. Es ist z.B. unmoeglich, zu sagen, man haette Indien gesehen, wenn man sich nur im Sueden, nur in Delhi oder auch Rajasthan aufgehalten hat.

Um einen realistischen Eindruck von Indien zu bekommen -seinen Relgionen, Traditionen, Menschen - muss man auf jeden Fall alle Himmelsrichtungen diesen wunderschoenen Landes erkunden.
Und eines ist garantiert: Egal, wohin man geht, wird man immer wieder aufs Neue ueberrascht, verzaubert und zum Nachdenken gebracht - und dies niemals auf die selbe Weise.

Nun also zu meiner Zeit in Rajasthan, die schon ziemlich an eine Reise in den Orient erinnerte. Nach meiner laengsten und auch anstrengendsten Zugfahrt von Delhi aus (17 Stunden) fand ich mich also in Jaisalmer, der "goldenen Stadt" wieder. Ihren Namen hat die Stadt den goldfarbigen Sandstein zu verdanken, aus dem alle Gebaeude der Stadt erbaut sind.

Im Zug hatte ich zwei nette Japanerinnen kennengelernt und wir beschlossen, ein Stueck gemeinsam zu reisen. Im Bahnhof wurden wir ausserdem von zwei Deutschen empfangen, die zufaelligerweise zum gleichen Hotel wollten. Das Hotel erwies sich als das beste meiner ganzen Reise und war vergleichsweise guenstig.

Am selben Tag stellten wir dann auch fest, warum das Hotel so unschlagbar guenstig war. Beim Mittagessen wurde uns neben dem Menu naemlich auch die hoteleigene Camelsafari angeboten.
Obwohl diese recht teuer war, entschloss ich mich trotzdem, mich den deutschen Maedels anzuschliessen. Also machte wir uns nachmittags auf zur Camelsafari durch die Sandduenen.

Wie so Vieles in Indien erwies sich die Safari aber als anders, als versprochen. Nichtsdestotrotz hat es ziemlich viel Spass gemacht. Wir konnten den Sonnenuntergang bestaunen und bekamen ein traditionelles Tanzprogramm und Dinner geboten.
Jaisalmer Fort
Jaisalmer Lake




Am naechsten Tag wurde das Jaisalmer-Fort besichtigt. Danach bin ich zu einem heiligen See gegangen. Dort wurde ich von einem Inder zum Essen in einem Restaurant im Fort eingeladen. Der Ausblick am Abend war atemberaubend und wie so oft waehrend meiner Reise, war ich froh einfach nur im Hier-und-Jetzt zu sein, was einem im Alltag zugegeben manchmal schwer faellt, da man oft in Gedanken bereits im naechsten Tag verweilt. Deshalb war die Rundreise umso schoener, da ich echt genug Zeit hatte, die vielen, kleinen schoenen Augenblicke zu geniessen.

Meine naechste Station war Jodphur. Hier habe ich allerdings nur einen Tag verbracht, was eigentlich auch gut war, da ich von der "blauen Stadt" nicht ganz so begeistert war. Der Tag war trotz allem recht ereignisreich:
Ich habe mit anderen Deutschen, die ich zufaellig kennengelernt habe, das Fort besichtigt, wurde zweimal von den Japanerinnen in ihrem Hotelzimmer eingeschlossen und habe 1 1/2 Stunden auf mein Lunch gewartet (persoenlicher Rekord). Ansonsten war ich froh, weiterreisen zu koennen, da ich in meinem naechsten Stop meine Freunde aus Rishikesh wiedersehen wuerde.

Kochkurs in Udaipur
Udaipur - die weisse Stadt. Ich denke, jeder kann sich inzwischen denken, woher die Stadt ihren Namen hat;)
Was der Name nicht ausdruecken kann, ist der Zauber, den dieser Ort auf mich ausgeuebt hat. Besonders in der Nacht hat die Stadt mit all ihren Lichtern, die sich auf dem See wiederspiegeln, eine magische Aura. Udaipur gehoert sicherlich neben Jaisalmer und Rishikesh zu meinen Lieblingsorten Indiens. 


Blick auf Udaipur
Ein Grund dafuer war bestimmt auch, dass ich die gesamte Zeit mit Kelly und Erica verbringen konnte. Dazu gesellten sich schliesslich noch ein Deutscher, ein Islaender, ein Hollaender, eine Amerikanerin und zwei Franzoesinnen.


Die Zeit hier war wundervoll: Wir haben den Rattentempel und das Castle besichtigt. Mit dem  Hollaender hatte ich meinen ersten Kochkurs.
Ausnahmslos jeden Abend haben wir auf einer der vielen Dachterassen verbracht. 

Achso. Das nur nebenbei: Inzwischen war es Mitte Dezember und jeden Tag wurden uns ca. 30 grad beschert. An Weihnachten war bei diesen Umstaenden fuer mich also ueberhaupt nicht zu denken, was eigentlich schade ist, da ich ein ziemlicher Weihnachts-Fan.

Deswegen war ich auch schon ziemlich gespannt, was mich in Bombay an Heiligabend erwarten wuerde. Mir war allerdings schon bewusst, dass dieses Weihnachten ziemlich anders ausfallen wuerde und so war ich offen fuer alles.

Bombay. Mit meiner Unterkunft in der Bollywoodstadt hatte ich wieder einmal viel Glueck. Die Lage im Zentrum der Stadt direkt gegenueber des beruehmten Taj Mahal Hotels, dem teuersten Hotel Indiens, war perfekt. Noch mehr Glueck hatte ich allerdings mit den Backpackern, die ich in diesem Dormitory vorfand. Eine von ihnen war die Amerikanerin Julie, mit der ich mich auf anhieb verstand.
Die Weihnachtscrew und ich

Grund dafuer war vielleicht auch die Geschichte ueber ihre bisherige Reise, die sie schliesslich nach Indien gefuehrt hat. Wie von so vielen Backpackern, die ich waehrend meiner Reise getroffen hatte, begann auch Julies story damit, dass sie ihren alten Job gekuendigt hatte. Ich war neugierig, was sie dazu gefuehrt hatte, ihre gut bezahlte Anstellung und damit auch Sicherheit gegen Ungewissheit einzutauschen. Und nicht nur sie, sondern auch Menschen von ueberall auf der Welt. Was motivierte diese Menschen? Julies Antwort diesbezueglich war einerseits ueberraschend, andererseits bestaetigte sie auch meine bisherige Vermutung darueber, wie verflochten Beruf und Glueckseligkeit heutzutage miteinander sind. 

Wie Julie mir erzaehlte, bekam sie zwar ein gutes Gehalt, was ihr diese Reise erst ermoeglichte - gluecklich machte ihr Beruf sie jedoch nicht. Ihr Ausweg - Ein Neuanfang: Sie kuendigte und entschied sich, die Welt zu bereisen. Oder doch eher eine Reise ins eigene Ich? Denn wer sich in fremde Laender aufmacht und sich damit vom Vertrauten und groesstenteils auch vom Luxus verabschiedet - so habe ich bereits selbst am eigenen Leib festgestellt - der lernt, sich selbst besser zu verstehen. Denn das Vertrauteste im Unvertrauten ist man selbst. Man lernt, das es zum Glueck nicht viel braucht, ausser vielleicht einfach mal einer heissen Dusche. Man lernt, den Moment zu geniessen. Man lernt, die vielen Dinge, die man normalerweise als selbstverstaendlich erachtet, wieder wertzuschaetzen. Man lernt, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden. Das alles hilft einem, zu sich selbst und damit auch zu innerer Zufriedenheit zu finden.
Denn viel zu oft rennen wir im Westen dem Unwichtigen hinterher, setzen die falschen Prioritaeten, sind niemals ganz gluecklich, weil uns nichts genug ist. In der Ferne lernt man dagegen wieder, sich auf das Wesentliche zu besinnnen und dafuer muss man zuerst in sich selbst hineinhorchen.
Vielleicht kommt man dann irgendwann zu dem selben Schluss wie Julie: Ich koennte nach meiner Reise natuerlich wieder zurueck in meinen gut bezahlten Job, dafuer Unzufriedenheit in Kauf nehmen und meine Ausflucht in den wenigen Urlaubstagen suchen. Oder aber, ich gestehe mir ein, dass mir ein anderer, vielleicht aber nicht so gut bezahlter Job viel mehr Spass machen koennte.
Solche ein Gestaendnis kostet Mut, viel Mut, da man den sicheren Hafen verlassen muss und sich in unbekannte Gewaesser begibt. Natuerlich besteht die Gefahr zu kentern. Allerdings habe ich waehrend meiner Reise und auch an der KIS schon so viele Menschen getroffen, die diesen Weg eingeschlagen haben und jetzt ein viel gluecklicheres Leben fuehren. Sich mit diesen Menschen auszutauschen, ist wahnsinnig inspirierend und ermutigend, da mir immer wieder vor Augen gefuehrt wird, wie viel eigentlich moeglich ist, wenn man nur den Mut dazu hat.
Beispiele kann ich an dieser Stelle viele nennen. Da waere wie gesagt Julie, die als Backpackerin die asiatischen Laender China, Vietnam, Laos, Kambodscha, Malaysia, Singapore und schliesslich Indien bereist hat. Frueher haette ich bestimmt auch gedacht: Oha, viel zu gefaehrlich so allein durch diese Laender. Jetzt aber weiss ich, dass dies kaum gefaehrlich ist, wenn man sich den dortigen Gegebenheiten anpasst. Allein ist man waehrend seiner Reise schon gar nicht, da man staendig neue Menschen kennenlernt. Ein Sprung ins "Kalte Wasser" lohnt also. Dies soll jetzt kein Appell an eure Reiselust sein, sondern viel mehr zeigen, was alles moeglich ist.
Ein weiteres Beispiel: Der deutsche Florian (19 Jahre alt) ist mit einem Freund von Berlin bis nach Dehli mit dem Fahrrad gefahren - durch Pakistan!! Meine erste Frage war sofort: Ist das nicht total gefaehrlich?? "Pakistan, das geht voll in Ordnung. Im Gegenteil: Dieses Land hat mich waehrend meiner Tour von Deutschland bis nach Indien am meisten verzaubert." Keine Antwort, die man erwartet haette...
Wenn ich mir manchmal selbst Fragen ueber meinen Aufenthalt hier in Indien gestellt habe und anschliessend ueberlegt habe, was ich wahrscheinlich noch vor Indien geantwortet haette, dann haben mich diese Erkenntnisse meist ziemlich ueberrascht. Wenn Florian also sagt, dass Pakistan wundervoll ist, dann glaub ich ihm das aufs Wort. Dieses Beispiel zeigt mir auch wieder einmal, wie wichtig es ist, ohne Vorurteile sondern mit Offenheit an Neues heranzutreten.

Genug von meiner philosophischen Stunde. Back to Bombay.
Ich habe also Julie getroffen und wir haben uns auf Anhieb entschieden, die Tage gemeinsam zu verbringen. Am ersten Tag ging es vom Gate of India mit einem Schiff zu den Elephant Islands. Auf ihnen befinden sich hinduistische Grotten. Ich fuehlte mich wie in der Zeit zurueckversetzt, als ich den mit Saeulen flankierten "Saal" betrat, an dessen Ende sich ein riesiges Abbild Vishnus befand. 



Chowpatty-Beach Bombay
Am Abend sind wir dann zum Strand. Der naechste Tag, ich hatte es schon laengst wieder vergessen, war Heiligabend! Den Tag ueber haben wir die Stadt erkundigt und uns Abends mit Freunden von mir getroffen. Bis dahin hatte ich keinerlei Weihnachtsgefuehle, was den ganzen Abend auch so bleiben sollte=( Das weihnachtslichste waren da noch die Weihnachtsmuetzen, die Laila uns allen mitgebracht hatte. So amuesierten wir uns und auch Passanten mit diesem Versuch, Weihnachsstimmung zu erzeugen. Irgendwann sind wir dann auf der Weinachtsparty von Freunden aus Bombay gelandet. Plastikbaum und eine indische Version von Weihnachtsgebaeck. Obwohl es totally anders als erwartet war, hat mir der Abend trotzdem gut gefallen - wahrscheinlich aber weniger im weihnachtlichen Sinne. In Bombay war meine Reise aber noch nicht zu Ende. Auf dem Plan stand noch das Highlight - Goa, wo ich Tim endlich wiedersehen konnte (Wir mussten uns auf Grund von VISA-Problemen in Delhi trennen).  
Elephant Island


Saturday, 28 January 2012

indische Rezepte

In der Rubrik "Aus der indischen Küche" könnt ihr jetzt meine indischen Lieblingsgerichte ganz einfach zum Nachkochen finden.
Viel Spaß beim Nachkochen =)