Monday, 13 February 2012

Part 3


Jaisalmer - Jodhpur - Udaipur - Bombay

Carina, ich, Laila
Endlich: Rajasthan. Schon nach dem ersten Augenblick in diesem Bundesstaat im Westen Indiens wird mir wieder einmal bewusst. Indien ist nicht bloss EIN Land, sondern vielmehr eine Zusammensetzung aus vielen, unterschiedlichen Laendern. Man koennte Indien fast schon mit Europa vergleichen, so unterschiedlich sind die verschiedenen Gebiete. Es ist z.B. unmoeglich, zu sagen, man haette Indien gesehen, wenn man sich nur im Sueden, nur in Delhi oder auch Rajasthan aufgehalten hat.

Um einen realistischen Eindruck von Indien zu bekommen -seinen Relgionen, Traditionen, Menschen - muss man auf jeden Fall alle Himmelsrichtungen diesen wunderschoenen Landes erkunden.
Und eines ist garantiert: Egal, wohin man geht, wird man immer wieder aufs Neue ueberrascht, verzaubert und zum Nachdenken gebracht - und dies niemals auf die selbe Weise.

Nun also zu meiner Zeit in Rajasthan, die schon ziemlich an eine Reise in den Orient erinnerte. Nach meiner laengsten und auch anstrengendsten Zugfahrt von Delhi aus (17 Stunden) fand ich mich also in Jaisalmer, der "goldenen Stadt" wieder. Ihren Namen hat die Stadt den goldfarbigen Sandstein zu verdanken, aus dem alle Gebaeude der Stadt erbaut sind.

Im Zug hatte ich zwei nette Japanerinnen kennengelernt und wir beschlossen, ein Stueck gemeinsam zu reisen. Im Bahnhof wurden wir ausserdem von zwei Deutschen empfangen, die zufaelligerweise zum gleichen Hotel wollten. Das Hotel erwies sich als das beste meiner ganzen Reise und war vergleichsweise guenstig.

Am selben Tag stellten wir dann auch fest, warum das Hotel so unschlagbar guenstig war. Beim Mittagessen wurde uns neben dem Menu naemlich auch die hoteleigene Camelsafari angeboten.
Obwohl diese recht teuer war, entschloss ich mich trotzdem, mich den deutschen Maedels anzuschliessen. Also machte wir uns nachmittags auf zur Camelsafari durch die Sandduenen.

Wie so Vieles in Indien erwies sich die Safari aber als anders, als versprochen. Nichtsdestotrotz hat es ziemlich viel Spass gemacht. Wir konnten den Sonnenuntergang bestaunen und bekamen ein traditionelles Tanzprogramm und Dinner geboten.
Jaisalmer Fort
Jaisalmer Lake




Am naechsten Tag wurde das Jaisalmer-Fort besichtigt. Danach bin ich zu einem heiligen See gegangen. Dort wurde ich von einem Inder zum Essen in einem Restaurant im Fort eingeladen. Der Ausblick am Abend war atemberaubend und wie so oft waehrend meiner Reise, war ich froh einfach nur im Hier-und-Jetzt zu sein, was einem im Alltag zugegeben manchmal schwer faellt, da man oft in Gedanken bereits im naechsten Tag verweilt. Deshalb war die Rundreise umso schoener, da ich echt genug Zeit hatte, die vielen, kleinen schoenen Augenblicke zu geniessen.

Meine naechste Station war Jodphur. Hier habe ich allerdings nur einen Tag verbracht, was eigentlich auch gut war, da ich von der "blauen Stadt" nicht ganz so begeistert war. Der Tag war trotz allem recht ereignisreich:
Ich habe mit anderen Deutschen, die ich zufaellig kennengelernt habe, das Fort besichtigt, wurde zweimal von den Japanerinnen in ihrem Hotelzimmer eingeschlossen und habe 1 1/2 Stunden auf mein Lunch gewartet (persoenlicher Rekord). Ansonsten war ich froh, weiterreisen zu koennen, da ich in meinem naechsten Stop meine Freunde aus Rishikesh wiedersehen wuerde.

Kochkurs in Udaipur
Udaipur - die weisse Stadt. Ich denke, jeder kann sich inzwischen denken, woher die Stadt ihren Namen hat;)
Was der Name nicht ausdruecken kann, ist der Zauber, den dieser Ort auf mich ausgeuebt hat. Besonders in der Nacht hat die Stadt mit all ihren Lichtern, die sich auf dem See wiederspiegeln, eine magische Aura. Udaipur gehoert sicherlich neben Jaisalmer und Rishikesh zu meinen Lieblingsorten Indiens. 


Blick auf Udaipur
Ein Grund dafuer war bestimmt auch, dass ich die gesamte Zeit mit Kelly und Erica verbringen konnte. Dazu gesellten sich schliesslich noch ein Deutscher, ein Islaender, ein Hollaender, eine Amerikanerin und zwei Franzoesinnen.


Die Zeit hier war wundervoll: Wir haben den Rattentempel und das Castle besichtigt. Mit dem  Hollaender hatte ich meinen ersten Kochkurs.
Ausnahmslos jeden Abend haben wir auf einer der vielen Dachterassen verbracht. 

Achso. Das nur nebenbei: Inzwischen war es Mitte Dezember und jeden Tag wurden uns ca. 30 grad beschert. An Weihnachten war bei diesen Umstaenden fuer mich also ueberhaupt nicht zu denken, was eigentlich schade ist, da ich ein ziemlicher Weihnachts-Fan.

Deswegen war ich auch schon ziemlich gespannt, was mich in Bombay an Heiligabend erwarten wuerde. Mir war allerdings schon bewusst, dass dieses Weihnachten ziemlich anders ausfallen wuerde und so war ich offen fuer alles.

Bombay. Mit meiner Unterkunft in der Bollywoodstadt hatte ich wieder einmal viel Glueck. Die Lage im Zentrum der Stadt direkt gegenueber des beruehmten Taj Mahal Hotels, dem teuersten Hotel Indiens, war perfekt. Noch mehr Glueck hatte ich allerdings mit den Backpackern, die ich in diesem Dormitory vorfand. Eine von ihnen war die Amerikanerin Julie, mit der ich mich auf anhieb verstand.
Die Weihnachtscrew und ich

Grund dafuer war vielleicht auch die Geschichte ueber ihre bisherige Reise, die sie schliesslich nach Indien gefuehrt hat. Wie von so vielen Backpackern, die ich waehrend meiner Reise getroffen hatte, begann auch Julies story damit, dass sie ihren alten Job gekuendigt hatte. Ich war neugierig, was sie dazu gefuehrt hatte, ihre gut bezahlte Anstellung und damit auch Sicherheit gegen Ungewissheit einzutauschen. Und nicht nur sie, sondern auch Menschen von ueberall auf der Welt. Was motivierte diese Menschen? Julies Antwort diesbezueglich war einerseits ueberraschend, andererseits bestaetigte sie auch meine bisherige Vermutung darueber, wie verflochten Beruf und Glueckseligkeit heutzutage miteinander sind. 

Wie Julie mir erzaehlte, bekam sie zwar ein gutes Gehalt, was ihr diese Reise erst ermoeglichte - gluecklich machte ihr Beruf sie jedoch nicht. Ihr Ausweg - Ein Neuanfang: Sie kuendigte und entschied sich, die Welt zu bereisen. Oder doch eher eine Reise ins eigene Ich? Denn wer sich in fremde Laender aufmacht und sich damit vom Vertrauten und groesstenteils auch vom Luxus verabschiedet - so habe ich bereits selbst am eigenen Leib festgestellt - der lernt, sich selbst besser zu verstehen. Denn das Vertrauteste im Unvertrauten ist man selbst. Man lernt, das es zum Glueck nicht viel braucht, ausser vielleicht einfach mal einer heissen Dusche. Man lernt, den Moment zu geniessen. Man lernt, die vielen Dinge, die man normalerweise als selbstverstaendlich erachtet, wieder wertzuschaetzen. Man lernt, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden. Das alles hilft einem, zu sich selbst und damit auch zu innerer Zufriedenheit zu finden.
Denn viel zu oft rennen wir im Westen dem Unwichtigen hinterher, setzen die falschen Prioritaeten, sind niemals ganz gluecklich, weil uns nichts genug ist. In der Ferne lernt man dagegen wieder, sich auf das Wesentliche zu besinnnen und dafuer muss man zuerst in sich selbst hineinhorchen.
Vielleicht kommt man dann irgendwann zu dem selben Schluss wie Julie: Ich koennte nach meiner Reise natuerlich wieder zurueck in meinen gut bezahlten Job, dafuer Unzufriedenheit in Kauf nehmen und meine Ausflucht in den wenigen Urlaubstagen suchen. Oder aber, ich gestehe mir ein, dass mir ein anderer, vielleicht aber nicht so gut bezahlter Job viel mehr Spass machen koennte.
Solche ein Gestaendnis kostet Mut, viel Mut, da man den sicheren Hafen verlassen muss und sich in unbekannte Gewaesser begibt. Natuerlich besteht die Gefahr zu kentern. Allerdings habe ich waehrend meiner Reise und auch an der KIS schon so viele Menschen getroffen, die diesen Weg eingeschlagen haben und jetzt ein viel gluecklicheres Leben fuehren. Sich mit diesen Menschen auszutauschen, ist wahnsinnig inspirierend und ermutigend, da mir immer wieder vor Augen gefuehrt wird, wie viel eigentlich moeglich ist, wenn man nur den Mut dazu hat.
Beispiele kann ich an dieser Stelle viele nennen. Da waere wie gesagt Julie, die als Backpackerin die asiatischen Laender China, Vietnam, Laos, Kambodscha, Malaysia, Singapore und schliesslich Indien bereist hat. Frueher haette ich bestimmt auch gedacht: Oha, viel zu gefaehrlich so allein durch diese Laender. Jetzt aber weiss ich, dass dies kaum gefaehrlich ist, wenn man sich den dortigen Gegebenheiten anpasst. Allein ist man waehrend seiner Reise schon gar nicht, da man staendig neue Menschen kennenlernt. Ein Sprung ins "Kalte Wasser" lohnt also. Dies soll jetzt kein Appell an eure Reiselust sein, sondern viel mehr zeigen, was alles moeglich ist.
Ein weiteres Beispiel: Der deutsche Florian (19 Jahre alt) ist mit einem Freund von Berlin bis nach Dehli mit dem Fahrrad gefahren - durch Pakistan!! Meine erste Frage war sofort: Ist das nicht total gefaehrlich?? "Pakistan, das geht voll in Ordnung. Im Gegenteil: Dieses Land hat mich waehrend meiner Tour von Deutschland bis nach Indien am meisten verzaubert." Keine Antwort, die man erwartet haette...
Wenn ich mir manchmal selbst Fragen ueber meinen Aufenthalt hier in Indien gestellt habe und anschliessend ueberlegt habe, was ich wahrscheinlich noch vor Indien geantwortet haette, dann haben mich diese Erkenntnisse meist ziemlich ueberrascht. Wenn Florian also sagt, dass Pakistan wundervoll ist, dann glaub ich ihm das aufs Wort. Dieses Beispiel zeigt mir auch wieder einmal, wie wichtig es ist, ohne Vorurteile sondern mit Offenheit an Neues heranzutreten.

Genug von meiner philosophischen Stunde. Back to Bombay.
Ich habe also Julie getroffen und wir haben uns auf Anhieb entschieden, die Tage gemeinsam zu verbringen. Am ersten Tag ging es vom Gate of India mit einem Schiff zu den Elephant Islands. Auf ihnen befinden sich hinduistische Grotten. Ich fuehlte mich wie in der Zeit zurueckversetzt, als ich den mit Saeulen flankierten "Saal" betrat, an dessen Ende sich ein riesiges Abbild Vishnus befand. 



Chowpatty-Beach Bombay
Am Abend sind wir dann zum Strand. Der naechste Tag, ich hatte es schon laengst wieder vergessen, war Heiligabend! Den Tag ueber haben wir die Stadt erkundigt und uns Abends mit Freunden von mir getroffen. Bis dahin hatte ich keinerlei Weihnachtsgefuehle, was den ganzen Abend auch so bleiben sollte=( Das weihnachtslichste waren da noch die Weihnachtsmuetzen, die Laila uns allen mitgebracht hatte. So amuesierten wir uns und auch Passanten mit diesem Versuch, Weihnachsstimmung zu erzeugen. Irgendwann sind wir dann auf der Weinachtsparty von Freunden aus Bombay gelandet. Plastikbaum und eine indische Version von Weihnachtsgebaeck. Obwohl es totally anders als erwartet war, hat mir der Abend trotzdem gut gefallen - wahrscheinlich aber weniger im weihnachtlichen Sinne. In Bombay war meine Reise aber noch nicht zu Ende. Auf dem Plan stand noch das Highlight - Goa, wo ich Tim endlich wiedersehen konnte (Wir mussten uns auf Grund von VISA-Problemen in Delhi trennen).  
Elephant Island


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