Sunday, 22 April 2012

War das schon alles?

Auch der Monat April scheint sich entschlossen zu haben, sich nicht all zu viel Zeit zu lassen. Stattdessen fliegen die Tage hier nur so vorbei und ein Gedanke drängt sich immer mehr in den Vordergrund:
Nicht mal mehr 1 Monat und meine Zeit an der Kodi School ist endgültig vorbei. Wie ist das möglich?
War nicht gestern noch mein erster Arbeitstag, habe ich nicht vorgestern erst meine Wohnung fertig eingerichtet?
Soo viele Dinge, die ich noch gern erleben möchte, so viele Projekte, die ich noch gern in Angriff nehmen würde. 
Was bleibt ist ein Gefühl von Rastlosigkeit, wie ich es nur zu gut von mir kenne. Langeweile kam also in letzter Zeit keine auf. Vielmehr galt es, bei den vielen Aufgaben nicht den Überblick zu verlieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. 
Auch musste ich mir eingestehen, dass ein Jahr doch nicht genug ist, um all die Ideen zu verwirklichen, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte. 

Nun aber erst einmal zum April


... Was bisher geschah...

Break Dance mit
EachOneTeachOne

AUROVILLE. Der Monat brachte mich bereits am Anfang zum Schwitzen und - nein, dies ist keineswegs negativ gemeint. Vielmehr lag dies daran, dass ich mich entschlossen hatte, meine 4 freien Tage bei Tim an der Ostküste in Auroville zu verbringen. Tim hatte nämlich zum 2. Semester sein Projekt gewechselt und ich wollte unbedingt sehen, wie es ihm in seiner neuen Arbeitsstelle erging.
Auroville Beach
Also auf nach Auroville, einem Ort, der wohl zusammen mit Goa zu den sonderbarsten und am wengisten indischen Orte des Subkontinentes gehört. Vielmehr ist diese Region ein Magnet für kreative Köpfe aus aller Welt, die versuchen, im Einklang mit der Natur zu leben und auf unnötigen Luxus zu verzichten.
Dort angekommen lernte ich witzigerweise eine deutsche Break Dance Group kennen, die im Rahmen eines sozialen Projektes jungen Tamilen die Basics des Break Dances beizubringen versuchte. Wir hatten einen unglaublichen Spaß zusammen, auch mein 20. Geburtstag wurde angemessen gefeiert.

KODI OPEN. In Kodi wartete bereits ein anderes Highlight: Das Kodi Open Fußball-turnier. Die Teilnehmer wurden zuvor in einer Qualifikationsphase ermittelt und unser Lehrer-Team hatte es tatsächlich ins Turnier geschafft.Was folgte, waren 2 spannende Tage, an derem Ende sich, so überrascht jeder auch war, das Lehrer-Team und KFC, unser bestes Schüler-Team gegenüberstanden. Das Spiel gewann dann doch ziemlich deutlich das KFC-Team.
Das Lehrerteam

 PLASTIC SURGERY CAMP 2012. Definitiv eines meiner Highlights in diesem Jahr. Einmal im Jahr veranstaltet das PASAM-TRUST Krankenhaus in Kodi, in dem ich arbeite, ein Camp, in dem ca. 100 Brandverletzungsopfer aus ganz Indien um sonst operiert werden. Dazu kommt jedes Mal ein Spezialisten-Team aus Deutschland. 
Bereits am Anfang des Jahres konnte ich es kaum abwarten, daran teilnehmen zu dürfen. Dies stellte sich dann letztendlich als doch eher schwierig heraus: 3 Mal musste ich kommen, bis ich endlich in den OP-Saal durfte, aber das warten hatte sich gelohnt - bei 5 OPs durfte ich zuschauen und sogar ein wenig assistieren. Es war super spannend und eine riesen Erfahrung für mich, die mich auch bezüglich meiner Zukunftspläne ein ganzes Stück voran gebracht hat.


POONDI PROJEKT. Damit ist der April aber lange noch nicht rum. Es gab noch mehrere Projekte - eines davon war das Poondi Toiletten Projekt, welches als Pionierprojekt fungieren soll. Was genau das nun ist? - Hygiene ist fast überall in Indien ein wichtiges Thema und es gibt wohl kaum einen Bereich, in dem noch so viel Handlungsbedarf besteht. So auch in Poondi, einem kleinen Dorf, welches sich ca. 40km von Kodi entfernt tief in die Berge zurückgezogen hat. Die hygienischen Verhältnisse dort sind katastrophal. Besonders in der kleinen Dorfschule wird dies sichtbar:
Der Hochzeitssaal nach unserer
Aufräumaktion

Waschbecken ohne Wasser, "Toilettenhäuser" ohne Abfluss, eine Hochzeitshalle, in der alles mögliche verrichtet wird - schon lange aber keine Hochzeiten mehr.
Alle vereint: das Aufräumteam
Handlungsbedarf? - Auf jeden Fall. Das dachten sich auch einige engagierte Schüler, die sich deshalb, begleitet von Varghese und mir, eines Samstags aufgemacht haben, um dieses Problem in Angriff zu nehmen. Der Plan ist, einen richtigen Toilettenkomplex zu installieren, um den Dorfeinwohnern ein Beispiel zu geben, wie es auch anders funktionieren kann. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, da wir auch die Bewohner in die Arbeit mit einbinden wollen, um eine Nachhaltigkeit des Projektes zu garantieren. Also haben wir erst einmal damit begonnen, den Hochzeitssaal freizuräumen, was uns echt einen ganzen Tag gekostet hat. Dabei wurden wir tatkräftig von den Schülern vor Ort unterstützt. Dies ist gerade deshalb so wichtig, weil so eher garantiert ist, dass wir die Halle beim nächsten Mal noch im gleichen, sauberen Zustand wieder vorfinden werden. Oder anders ausgedrückt:
Willst du mit deinem Projekt etwas verändern, dann lass die Menschen teil deines Projektes werden!

Noch mehr Fußball. Seit einiger Zeit organisiere ich einmal die Woche ein Fußballtraining mit 2 Waisenhaus teams und meinen 6., 7. und 8. Klässlern, d.h., ich und ca. 30 unausgelastete Energiebündel. Chaos vorprogrammiert? Manchmal schon, aber auch unglaublich viel Spaß für die Kids und mich, wenn ich mal wieder mit auf dem Feld stehe. Höhepunkt des ganzen war ein kleines Turnier. Während die Jungs auf dem Platz um den Ball kämpften, sorgten die Mädels für das leibliche Wohl. Alles lief super und jeder hatte seinen Spaß. Hach, manchmal machen mich meine Kleinen doch echt stolz...
  
kleine Verschnaufpause



DIE PROFIKÖCHE. Kochen mit meinen 8. Klässlern stand auch noch auf dem Programm, wobei wir noch 4 unerwartete Besucher bekamen, die aber leider draußen bleiben mussten.  

Bison im Kleinformat
Die Küche - immer offen -
für jeden
DER FUßBALLPLATZ. Wenn es ein Projekt geben würde, für das ich meinen Aufenthalt hier noch verlängern würde, dann das.
Nach langem Warten aufgrund von Streitigkeiten um das Eigentumsrecht konnten wir gestern endlich damit anfangen, die große Grünfläche, die an das Tribal Orphanage angrenzt, umzugestalten. Der Plan: Was bisher eine hügelige Fläche war, die zudem als Müllhalde diente, soll begradigt werden und für Fußball, Volleyball und Cricket dienen. Ein durchaus ehrgeiziges Ziel, das wahrscheinlich erst nächstes Semester verwirklicht werden kann. Trotzdem bin ich froh, dass wir gestern bereits anfangen konnten. 
Zusammen mit 20 9. Klässlern und außerdem unglaublicher Unterstützung von meinen Tribal Jungs und Mädels konnten wir bereits große Fortschritte erzielen. Der Müll wurde größtenteils entfernt und es konnten bereits einige Hügel abgetragen werden. (Fotos folgen noch.) Wie wichtig dieses Projekt ist, konnten wir an den Reaktionen der Kids sehen, als wir ihnen erzählten, was wir mit der Fläche vorhatten - an helfenden Händen mangelte es gestern auf jeden Fall nicht...

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