Thursday, 8 March 2012

Ein ganz normaler Tag

Inzwischen habe ich mich an der KIS super eingelebt - Routine ? Von wegen. Um euch mal einen kleinen Eindruck von meinem Leben hier in Kodi und seinen(un)normalen Tagen zu geben, beschreibe ich euch einfach mal, was mir gestern an einem eigentlich ganz normalen Schultag passiert ist...

Mittwoch, 07.03.12, 7.50am: Oha jetzt aber schnell zum Breakfast. Schnell ein paar Cornflakes runtergeschlungen und dann auch schon auf zum Ganga Campus, dem Schulgelaende der Middleschool.
 Dort ging es mit der 7. und 8. Klasse waehrend des SoEx Unterrichtes in die Schulkueche, um den Koechen beim Gemuese schneiden, Fisch panieren, French Fries machen, Abwaschen und Putzen zu helfen. Warum das Ganze? Im Rahmen unseres Semesterthemas "Me and my Community" moechte ich den Kids die Chance geben, die verschiedenen Berufe an der Schule kennenzulernen und daduch Wertschaetzung fuer die  unterschiedlichen Arbeiten zu erlangen.
Mit voller Sache dabei
Die Schueler sind naemlich meist so sehr mit ihrem eigenen Schulleben beschaeftigt, dass sie kaum mitbekommen, was um sie herum alles geschieht, damit der Schulorganismus reibungslos ablaufen kann. Deshalb waren die SoEx Schueler am selben Tag auch fuer die Essensausgabe beim Lunch verantwortlich, um ein komplettes Bild vom Kuechenpersonal zu bekommen und zu sehen, wie viel Essensreste uebrigbleiben. In der naechsten Klasse sollen sie dann darueber reflektieren. Davor musste ich dann noch schnell zum Main Campus eilen, um dort SoEx Unterricht fuer die 9. Klasse zu geben. Bisher alles noch ganz normal.



Nach dem Lunch habe ich zufaellig noch eine Deutsche, Sandra, kennengelernt, die auch gerade in Kodi volunteert und ich lud sie spontan in die Schule ein. Soweit haben wir es dann aber gar nicht mehr geschafft, denn... ploetzlich... Trommelgeraeusche. Schon zum 3. Mal seit gestern. Was das wohl war? Meine Neugier siegte und so ueberredete ich Sandra, den Geraeuschen hinterherzugehen bzw. rennen. Auf einmal fanden wir uns in einer bunten Masse von Frauen, die in wunderschoene Saris (traditionelles indisches Gewand) gekleidet waren und Koerbe auf den Koepfen transportierten und Maennern, die Feuerkruege und Trommeln mit sich trugen.
 Wie sich herausstellte, befanden Sandra und ich uns mitten in dem hinduistischen Feuerfestival, das dem Gott Shiva ueber 15 Tage gewidmet ist und an diesem Tag seinen kroenenden Abschluss fand. Wir schlossen uns also der Masse an und steuerten einen Tempel an, den wir dann nach hoeflicher Bitte um Erlaubnis auch betreten konnten. (Wir waren die einzigen Nicht-Hindus.)Was wir da auf dem Tempelgelaende sahen, war um ehrlich zu sein schon das Bizarrste, was ich je gesehen habe: Zuerst wurden in gelb gekleidete Frauen in einer Badestelle von Kopf bis Fuss mit gelber Farbe eingerieben, da Gelb die Farbe Shivas und des Feuers ist.
Ein Hindu trägt das
heilige Feuer

Danach wurden sie mit unzaehligen von Blumenketten geschmueckt und ich durfte der Schwester der Inderin Vaishnavi auch eine Kette umhaengen. Zum Glueck haben wir Vaishnavi kennengelernt, da sie ein wenig Englisch konnte und uns somit alles erklaeren konnte)Ploetzlich toenten von ueberall her Gesaenge und vor meinen eigenen Augen ist tatsaechlich eine Frau in eine Art Trance verfallen. Jetzt denkt ihr vielleicht, "jaa, sowas kenne ich auch aus dem Fernsehen", und ich kann euch sagen, ich haette sowas vorher auch nie fuer moeglich gehalten, aber diese Frau und noch einige andere waren zu diesem Zeitpunkt wirklich wie possessed. Ein unglaublicher Anblick! Was aber noch viel extremer war: Vor meinen Augen wurde einer Frau ein Messer durch den Mund gestochen - an sich schon strange.
Vaishnavi & Ich
Viel beeindruckender aber war, dass diese Frau keinerlei Anzeichen von Schmerz oder Angst gezeigt hat. Nicht einmal Blut war zu sehen. Das Festival soll laut Vaishnavi wohl gegen Schmerz im Allgemeinen sein. Ich war auf jeden Fall echt ueberwaeltigt.

Nach einiger Zeit machte sich der ganze Zug dann auf zu einem anderen Tempel und ich musste mich leider von Vaishnavi verabschieden, da ich wieder zurueck zur Schule musste.



Ich denke, dieses Erlebnis wird mir ewig im Gedaechtnis bleiben. Was davon zu halten ist, bleibt jedem selbst ueberlassen. Ich kann nur sagen,
dass ich noch nie eine Gemeinschaft gesehen habe, die mit solcher Begeisterung und Ueberzeugung ihren Glauben ausgelebt hat. Und wem das Ganze komisch erscheinen mag, der bedenke, es gibt immer zwei Blickwinkel: Mancher wuerde z.B. den Kopf schuetteln, wenn er sehen wuerde, wie wir Schweinefleisch essen oder nur an Weihnachten in die Kirche gehen.

Ramia beim Twister springen

Damit war mein Tag aber noch nicht zu Ende. 4.30pm: Insgesamt 11 Leute habe ich an diesem Tag zur Food Distribution gefahren. Es wurde Frisbee, Cricket und sogar das gute alte deutsche Twister gespielt, dass ich den Kids letzte Woche mitgebracht hatte. Danach ging es zurueck zur Schule zum Abendessen.
10.30pm: Gute Nacht schoene Welt!


auch meine students haben
ordentlich Spaß







Part 5

 Hampi - Bangalore

Die Biker-Crew:
Julie,Alex,Laila,Loic
Silvester vorbei - was nun? Erst einmal warten... Denn ab dem 1. Januar wollten alle nur noch raus aus Goa, sodass saemtliche Busse ausgebucht waren. Dies liess uns aber etwas Zeit, die weitere Route zu planen. Schmerzlich musste ich feststellen, dass meine Reisezeit sich langsam dem Ende zuneigte, da ich am 6. Januar auf einem Zwischenseminar in Bangalore erscheinen sollte.

Wir entschieden uns schliesslich, noch einen Abstecher nach Hampi zu machen - eine echt gute Entscheidung. Dieser Ort scheint wie von einer anderen Welt. Die Landschaft erinnert ein wenig an den Mars:
Die Umgebung scheint fast ausschliesslich aus Felsbrocken zu bestehen, die manchmal zu Bergen aufgetuermt sind. Dazwischen finden sich unzaehlige Palmen. Die Strassenraender sind von Reisfeldern gesaeumt. Hampi weiss, seine Besucher zu verzaubern.

 
In alter Tradition wurde auch hier jeder Tag mit einem spaeten und ausgedehnten Pancake-Fruehstueck gestartet.
Gestaerkt ging es dann entweder mit dem Motorrad oder Fahrrad auf in die Natur. Sogar einen kleinen Faehrservice gab es in Hampi, da der Ort durch einen Fluss zweigeteilt ist. Ein insgesamt echt bizarres Erlebnis.  


Schliesslich und endlich musste ich mich dann auch nach Bangalore aufmachen, um mein Zwischenseminar zu absolvieren. Das Seminar war sehr interessant, zumal es sich als einwoechiges Deutschentreffen offenbarte und somit einmal wieder ihre deutsche Seite ausleben konnten.

Waehrend dieser Woche stellte ich fest, dass ich mich schon unglaublich auf meine Rueckkehr nach Kodi freute, da ich meine Kollgen, Schueler und all die Kids, mit denen ich so viel Zeit verbringe, unglaublich vermisste. Ausserdem standen fuer das neue Semester viele Veraenderungen an: Wohnungswechsel, Unterrichten, der neue Volunteer, um nur Einiges zu nennen...
Ein kleiner Teil von mir hatte zugegebenermassen Angst, dass ich mit allem nicht so viel Glueck haben koennte. Im Grossen und Ganzen war ich aber echt zuversichtlich gestimmt und konnte meinen ersten Arbeitstag im neuen Tag kaum abwarten.

Jetzt sitze ich gerade hier in meinem Office und muss mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht an meine anfaenglichen Aengste denken: Meine neue Wohnung ist super, Unterrichten auch und der neue Volunteer Sanjay sowieso. Halleluja!




Blick vom Monkeytempel

Reisfelder in mitten einer
Felslandschaft